Es ist früh am Morgen, und die Welt draußen schläft noch. In dieser Stille rolle ich meine Yogamatte aus. Der erste Atemzug fühlt sich wie eine vertraute Umarmung an – tief, beruhigend und voller Vorfreude. Seit mittlerweile zehn Jahren beginne ich jeden Tag so, und obwohl sich vieles in meinem Leben verändert hat, bleibt diese tägliche Praxis mein Konstantes. Warum? Weil Yoga für mich weit mehr als eine körperliche Übung ist – es ist mein Anker, mein Kompass und meine Quelle innerer Stärke.
Ein Ritual, das den Tag formt
Meine morgendliche Yoga-Routine ist mehr als nur ein Workout. Sie ist ein Ritual, das meinen Tag prägt. Die ersten Minuten auf der Matte helfen mir, meinen Geist zu klären und den Körper sanft zu wecken. In diesen ruhigen Momenten finde ich Klarheit und innere Ruhe, bevor die Herausforderungen des Tages beginnen. Diese Routine gibt mir Stabilität und Beständigkeit, selbst wenn sich alles um mich herum verändert.
Wenn ich zurückdenke, erinnere ich mich, wie ich vor rund 10 Jahren, selbst an frühen Arbeitstagen, um 3:30 Uhr aufgestanden bin. Verrückt, oder? In den ersten Monaten bin ich wirklich täglich um 3:30 Uhr aufgestanden, um Yoga zu machen, bevor ich um 5.30 Uhr mit dem Zug zur Arbeit fuhr. Ich war damals extrem motiviert, und das Gefühl, bereits vor Sonnenaufgang auf der Matte zu stehen, war magisch.
Überall Yoga – egal, wo ich bin
Ich habe an den unterschiedlichsten Orten Yoga gemacht. Im Camper Van in der Lüneburger Heide, am Flughafen, im schönsten Yogaraum der Welt im Mountain Resort Feuerberg, in der Küche bei Freunden, ja sogar auf einem Klo oder mitten im Wald beim Trekking. Natürlich auch klassisch zu Hause im Wohnzimmer, zwischen Spielsachen und dem Staubsauger. Heute bin ich flexibler geworden – wenn es morgens nicht klappt, dann mache ich es eben im Laufe des Tages. Früher wäre das für mich undenkbar gewesen, aber mittlerweile bin ich da entspannter.
Eine tiefere Verbindung zu Körper und Geist
Yoga hat mir geholfen, eine tiefe Verbindung zu meinem Körper und Geist aufzubauen. Jeden Tag auf die Matte zu gehen bedeutet, bewusst Zeit für mich selbst zu nehmen – Zeit, um meinen Körper zu spüren, meine Gedanken zu ordnen und mich wieder in Balance zu bringen. Diese tägliche Praxis hat mir gezeigt, wie wichtig es ist, auf die Signale meines Körpers zu hören und auch meine mentalen und emotionalen Bedürfnisse wahrzunehmen.
Stärke und Flexibilität – nicht nur körperlich
Natürlich hat Yoga meine körperliche Stärke und Flexibilität verbessert, aber das ist nur ein Teil des Ganzen. Die wahre Stärke, die ich durch Yoga entwickelt habe, liegt innerlich. Es hat mir beigebracht, geduldig mit mir selbst zu sein, Herausforderungen anzunehmen und eine positive Einstellung zu kultivieren. In stressigen Momenten finde ich nun Ruhe, in schwierigen Zeiten Kraft.
Jetzt, mit einem kleinen Kind, merke ich besonders, wie sehr Yoga mich verändert hat. Früher hätten mich Kleinigkeiten schnell aus der Fassung gebracht. Jetzt kann ich meistens ruhig bleiben, selbst wenn ich mir super viel Mühe mit dem Kochen gegeben habe und mein Sohn lieber nur Avocado isst und mein Essen vom Tisch schmeisst. Früher wäre das ein echter Stressfaktor für mich gewesen – heute kann ich reflektieren und gelassen reagieren.
Ein Werkzeug für Achtsamkeit und Bewusstsein
In der Hektik des Alltags ist es leicht, das Hier und Jetzt zu vergessen. Yoga hat mir gezeigt, wie wertvoll es ist, achtsam zu sein – bei jeder Bewegung, jedem Atemzug. Diese Achtsamkeit begleitet mich durch den Tag und hilft mir, bewusster mit meinen Gedanken, Gefühlen und Handlungen umzugehen. Sie erinnert mich daran, wie wichtig es ist, im Moment zu leben und die Fülle des Lebens zu schätzen.
Zum Beispiel verliere ich momentan ständig meinen Schlüssel. Ich weiß genau, dass ich ihn „an einen guten Platz“ gelegt habe – nur, um dann minutenlang zu suchen. Eine kleine Unachtsamkeit bringt so viel unnötigen Stress. Yoga hat mir gezeigt, dass diese kleinen Momente der Unachtsamkeit die großen Stressfaktoren sind, und ich versuche, auch in solchen Situationen bewusster zu sein. Es ist wirklich eine Einladung noch präsenter zu werden.
Eine Reise ohne Ziel
Ein weiterer Grund, warum ich auch nach zehn Jahren jeden Tag auf die Matte gehe, ist, dass Yoga für mich eine Reise ist – kein Ziel. Es gibt keine Perfektion, die ich erreichen möchte, und keinen Endpunkt. Jeden Tag lerne ich etwas Neues über mich selbst, entdecke neue Aspekte meiner Praxis und wachse – körperlich wie geistig. Diese ständige Entwicklung motiviert mich, immer wieder auf die Matte zurückzukehren.
Natürlich gibt es Tage, an denen ich lieber im Bett bleiben würde, vor allem jetzt mit einem Kleinkind. Die Nächte sind oft unruhig, und der Gedanke, noch ein wenig länger zu schlafen, ist manchmal verlockend. Aber ich weiß, dass es sich immer lohnt, den inneren Schweinehund zu überwinden. Yoga ist wie ein tägliches Aufräumen – nur im Inneren.
Yoga als Lebensphilosophie
Mit der Zeit hat sich Yoga von einer körperlichen Praxis zu einer Lebensphilosophie entwickelt. Die Prinzipien, die ich auf der Matte lerne – Achtsamkeit, Geduld, Akzeptanz und Dankbarkeit – fließen in alle Bereiche meines Lebens ein. Sie beeinflussen, wie ich mit anderen umgehe, wie ich Herausforderungen begegne und wie ich meine Ziele verfolge. Yoga hat mir eine tiefere Bedeutung von Leben und Menschsein gegeben.
Fazit: Die Matte als täglicher Rückzugsort
Nach zehn Jahren täglicher Praxis kann ich mit Sicherheit sagen, dass Yoga mehr als nur ein Teil meines Tages ist – es ist ein Teil von mir. Die Matte ist mein täglicher Rückzugsort, der Ort, an dem ich mich zentrieren, neue Kraft schöpfen und zur Ruhe kommen kann. Sie erinnert mich daran, wie weit ich gekommen bin und motiviert mich, den Weg der Selbsterkenntnis weiterzugehen.
Egal, wie voll der Tag ist oder wie müde ich mich fühle – ich weiß, dass ich immer Zeit für meine Praxis finden werde. Denn die Vorteile, die Yoga mir schenkt, sind unbezahlbar. Und so werde ich auch weiterhin jeden Tag meine Matte ausrollen, mich mit meinem Atem verbinden und die Reise fortsetzen, die vor über einem Jahrzehnt begann.
Wenn du also überlegst, mit Yoga anzufangen oder deine Praxis zu vertiefen, kann ich dich nur ermutigen: Roll deine Matte aus, verbinde dich mit deinem Atem und beginne deine eigene Reise. Es muss nicht perfekt sein, es muss nicht jeden Tag zwei Stunden sein. Fang einfach an, bleib dran und lass dich überraschen, wie Yoga dein Leben bereichern kann.